Aufgeschrieben – die A-Gruppe

„Zusammen mit Prüfungen wird erstaunlich viel Wissen abgelegt“

Wolfgang Mocker

So maß der Journalist und Lyriker die Effizienz von Klausuren und Kolloquien. Man kann über die Sinnhaftigkeit von Examen trefflich streiten, aber sie sind Teil unserer Gesellschaft, sie entscheiden über Zukunftschancen.

Die Anfänge

So haben sich die Eltern und Lehrpersonen an der FCS Ende der 90er Jahre dazu entschlossen, im 9. Jahrgang Noten einzuführen und eine staatliche Prüfung „für Nichtschülerinnen und Nichtschüler“ an das Ende des 10. Schuljahres zu stellen.
So gehen seit über 15 Jahren Schüler_innen mit einem Hauptschul- oder Realschulabschluss ab, inzwischen sind der qualifizierte Hauptschul-abschluss und aktuell der Berufsorientierte Abschluss dazugekommen.
Als einziger Jahrgang agiert der 10. Jahrgang solistisch:
Zwischen acht und sechzehn Schüler_innen fanden und finden sich aus den zwei O-Stammgruppen zusammen und erklimmen die A-Stufe. A steht dabei für den Abschluss, den jede/r anstrebt.
Danach geht es in eine Ausbildung oder an eine weiterführende Schule. Einige streuen dabei noch ein Auslandsjahr oder ein Freiwilliges Soziales Jahr ein.

Das Jahr des Feintunings

Das 10. Schuljahr hat einen schwungvollen Rhythmus. Zu Beginn nimmt man gemeinsam „Fahrt“ auf (s. den dazugehörigen Abschnitt). Man kennt sich ja schon gut und lernt sich doch noch exklusiver kennen.
Das erste Quartal ist immer recht kurz und eingangs des zweiten Quartals geht es ins letzte Praktikum. Dessen Präsentation im November ist die erste und der Aufgalopp für die wichtigste – die Präsentationsprüfung im März. Zeit („Kann ich alles Wichtige in 10 Minuten unterbringen?“) und Verbindung von Inhalt und Medieneinsatz sind hier wie dort die Beurteilungskriterien. Und so richten Schüler_innen und Lehrpersonen schon zu diesem frühen Zeitpunkt zum ersten Mal ihren Fokus darauf. Dazwischen gibt es Unterricht in Fächern, die immer regelschulischer anmuten: Die „Naturwissen- und Gesellschaftswissenschaften“ (Nawi und GL) ersetzen das „Projekt“ – der Blick richtet sich in die weiterführenden Schulen. Auch die Hauptfächer Deutsch, Mathe und Englisch haben diesen Fokus.

Dann PrePrüfung

Dann wird der Ernstfall simuliert. Ein halbes Jahr vor der großen Prüfung kommt die „PrePrüfung“. An vier Tagen werden die vier schriftlichen Fächer trainiert. Zu den Hauptfächern kommt „Nawi“ oder „GL“. Nach dem Durchschnaufen in der Winterpause folgt die Phase der Haus- oder Projektarbeiten (s. sep. Text).
Nach den Osterferien geht es in die Lernwoche: Prüfungs- und Allgemeinwissen in den Fächern Deutsch, Mathematik, Englisch, Gesellschaftslehre oder Naturwissenschaften werden abgewogen: Meist gibt es auch die Möglichkeit auf gemeinsamen Exkursionen noch einmal wichtige Lernorte aufzusuchen.
Die Feiertage und Feste in unserer Stadt führen dazu, dass es nicht zu Verkrampfungen kommt und schon sitzt man an Einzeltischen, flankiert von gesundem und ungesundem Knabberzeug in den Prüfungen. Nach den mündlichen Prüfungen ist kaum Zeit durchzuatmen, bevor man mit großem Tamtam aus der Schule bugsiert wird. Der 9. Jahrgang organisiert traditionell ein rauschendes Fest. Dort spricht dann auch Dominik Dilcher. Er und wechselnde Kolleg_innen begleiten die FCS-Schüler_innen und sorgen für einen angemessenen und würdigen Rahmen. Die Zusammenarbeit im Stadtteil ist zu einem wichtigen Wegpunkt der Arbeit an der FCS geworden.
Nach dem Fest ist vor dem Monatskreis – dort verabschieden sich die 10er von ihren Mitschüler*innen. Und wir, die bleiben – wir freuen uns, wenn man sich in der Stadt oder bei einem der vielen Festlichkeiten an der FCS.

Die (neue) BOA-Prüfung

„Ich war bei der Prüfung fast gar nicht aufgeregt. Als ich jedoch, während der Beratung der Prüfer, draußen warten musste, war ich schon angespannt“, sagt Sabrina. Das Jahr 2015 bringt ein Novum in den Ablauf der Prüfungen der FCS. Nicht mehr nur Haupt- und Realschulprüfungen werden abgenommen, sondern auch der Berufsorientierte Abschluss (BOA). Sabrina ist eine von drei Schüler_innen, die bei dem Pilotprojekt dabei sind. Sie hat gerade ihr Thema „Kuchenteige“ am Beispiel des Biskuitteiges vorgetragen. Dabei hat sie den Herstellungsprozess minutiös in Einzelschritten dargestellt – sie hat ihre Schwester gebeten, sie beim Backen und Dekorieren zu fotografieren.
Jetzt möchte sie natürlich für ihre Anstrengung eine gute Note haben – sie bekommt sogar eine sehr gute. Noten kennen die FCS-Schüler_innen ja bis zum Ende des 8. Jahrgangs nicht – aber sie haben die Herausforderung angenommen, sich benoten zu lassen, denken zudem auch leistungsorientiert. Fiona und Jannik haben die Herausforderung BOA genauso gemeistert. Fiona hat ihren selbst-gefertigten Melkschemel vorgestellt und dazu den Unterschied zu den heutigen Melk-Verfahren. Jannik haben Wasserräder fasziniert und so hat er ein Modell eines oberläufigen Wasserrades gebaut.

Haupt- und Realschulprüfungen

„Die Facharbeit in der O hat mir gezeigt, dass ich mir auch bei der Hausarbeit im 10. Jahrgang die Zeit gut einteilen muss – das ist mir auch gelungen“, sagt Henri, der in diesem Jahr Schulsprecher der FCS ist. „Die Prüfung an sich unterscheidet sich von den Präsentationen, die wir hier ja gewohnt sind“, meint Henri weiter. „Es hängt mehr von der Prüfung ab – das ist klar – dafür ist die Atmosphäre natürlich ruhiger: „Drei Prüfer sind etwas anderes als 20, 40 oder wie beim Monatskreis 150 Schüler_innen“. Auch die Fragen zu seinem Prüfungsthema „Ebola“ sind sehr anspruchsvoll: „Die haben mich ganz schön gelöchert, so viele Fragen hätte ich nicht erwartet, aber ich konnte nur eine nicht beantworten“, meint Henri und sein Lehrer Dietmar Simon erklärt: „Da wollte ich einfach wissen, ob Henri das auch noch weiß, da waren wir schon auf Oberstufen-Niveau. Er hat das einfach toll gemacht, ich war richtig stolz“. Simon ist Doktor der Biologie und seit über 10 Jahren Lehrer an der FCS und weiß, worauf es in seiner Fachwissenschaft ankommt. Die Hausarbeiten müssen sich entweder an den „Naturwissenschaften“ (Biologie, Chemie, Physik) oder an den „Gesellschaftswissenschaften“ (Politik und Wirtschaft, Erdkunde, Geschichte) orientieren. Auch bei Geschichte, Politik und Co. kann man ein Thema auswählen, dem man schon immer mal auf den Grund gehen wollte. Zemia erläutert, dass sie das Thema „Guerilla Gardening“ gewählt hat, weil sie mehr über diese friedliche Protestform wissen wollte. Ihre Arbeit stellte sogar Bezüge zu den Bauernkriegen her. Ihre Präsentation als eine Mischung aus praktischen Elementen („Was ist eine Samenbombe?“, „Wie stellt man Moosmilch für pflanzliche Graffitis her?“) und politischen Bezügen („Ist Guerilla Gardening illegal?“, „Was bewegt Menschen dazu Baumschalen oder Brachen zu bepflanzen?) überzeugt. Die Sicherheit des Vortrages hat sie in der FCS gelernt und in einem Workshop mit dem ehemaligen Schüler und Präsentationstrainer Jonas Lufft fokussiert und verfeinert.
Auch eine Vortragsübung mit engagierten Eltern im NAWI-Raum half, sich auf die ungewohnte Prüfungssituation einzustellen. So ergeben das Abfassen einer Hausarbeit oder die Praktische Arbeit beim Hauptschul- oder Berufs-orientierten Abschluss den Jahresschwerpunkt im 10. Jahrgang. „Jetzt habe ich wieder ein Privatleben!“, bringt Lucía ihr zweimonatiges Engagement augenzwinkernd auf den Punkt.

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