Aufgeschrieben – die O-Gruppen

O wie Orientierung Zehn Schuljahre – mehr gibt es nicht. Danach geht es nach draußen. Adé Wildgelände, Adé Bolzplatz, Adé Stammgruppen, Adé „Du“. Das „Sie“ an den Oberstufen oder im Beruf ist vielleicht der sichtbarste Unterschied zur FCS. Doch es steht symptomatisch für das, auf was die Schüler*innen vorbereitet werden müssen: Egal ob Zentrale Abiturprüfung oder Lehrer, egal ob Fachoberschule oder Freiwilliges Soziales Jahr. Leistung und die sogenannten Schlüssel-qualifikationen werden gefragt sein. So muss die O nicht nur die Gelegenheit zur weiteren Einübung des Projektlernens und des Sozialen Lernens bieten, sondern vor allem auch die Möglichkeit, sich mit diesem „Außen“ auseinander zusetzen. Die Verfasser_innen des ersten Sekundarstufen-Konzeptes haben dazu mehrere Wegmarken gesetzt: das Praxislernen, die Gruppenfahrten. Durch das Zertifikatssystem (vierteljährliche Rückmeldungen zum Lernstand in den Fächern), das neu aufgestellte Projektlernen und den FCS-Abschluss kamen nach dem Millennium weitere Marksteine hinzu. O hieß eingangs Ober-Stufe, A Abschluss-Stufe. Das A ist sicher heute noch stimmig, doch schaut man sich die Struktur der Jahrgänge 7-9 an, könnte das O auch für „Orientierung“ stehen.Im Alter der Pubertät geht ein Orientierungspfad sicher automatisch nach innen, ein anderer muss sich auf das Erwachsenwerden richten. Das Erwachsenwerden ist mit Reibung verbunden. Man reibt sich mit den Eltern, aber auch mit der Gesellschaft – dafür muss es auch in der Schule einen Raum geben. Das hört sich gut an, so wie: „Jetzt denken wir Erwachsenen mit euch Jugendlichen zusammen über euer Erwachsenwerden nach!“ Jedoch stimmt das nur für die Erwachsenensicht. Aus Sicht der Jugendlichen braucht es natürlich auch das Angebot von Nähe, aber vor allem das Angebot von vertrauensvoller Distanz. Man braucht Grenzen, aber auch Freiraum. Man muss sich beweisen können. Darum geht es in der Orientierungs-Stufe. Die O ist sicher der „normierteste“ Part der FCS, aber die Abschlussgespräche zeigen, dass die Freiheiten trotzdem da sind. Es klingt fast paradox: Viele Schüler*innen haben das Gefühl, dass sie nun so richtig mitbestimmen können, dass ihr Wort Gewicht hat. „Kindern das Wort geben“, hat es einer der Leit-Pädagogen der FCS – Celestin Freinet- formuliert – in der O heißt das selbstverständlich „Jugendlichen das Wort geben“. Gruppenfahrt „Das ist ja krass die Ebbe, so krass hatten wir die noch nie!“, dieser Satz wird wahrscheinlich noch einige Jahre weiter transportiert werden. Genauso wie diese Momentaufnahme von der Gruppenfahrt auf Wangerooge, hat sich manche Jungs-als-Mädchen-Verkleidungsshow, das Kentern mit dem Kanu auf der Eder oder ein improvisierter Sporttag in der Breisacher Jugendherberge eingeprägt. Die O-Gruppenfahrten richten sich nach dem Stadt-Land-Fluss-Prinzip. Als die O mit rund 30 Schülerinnen noch klein war, gab es noch Selbstversorger-Freizeiten. Mit 48 Schülerinnen ist es dem hingegen nicht nur schwer einen Bus zu finden, der auch alle Lehrpersonen und Schulbegleiter_innen transportiert, sondern eigentlich fast unmöglich sich selbst zu versorgen. So sind die Gruppenfahrten schon seit einigen Jahren neu aufgestellt worden. Das gemeinsame Erleben eines Landschaftsraumes steht nun im Mittelpunkt. Die Stadt, beispielsweise Freiburg mit seinen alternativen Stadtvierteln und Lebensräumen. Das Wattenmeer: Sylt (Wangerooge oder Langeoog) als Weltnaturerbe erleben. Und das Gebirge: z.B. der Kellerwald und der dort gelegene, eindrucksvolle Edersee mit Bogenschießen, Stockkampf und Kanufahrten. Das sind die drei Ziele. Schön sind immer auch die Abschluss-abende. Das kann die gemeinsame Spielshow, die Filmparade oder einfach ein Grillabend sein. Früher waren die Gruppen-fahrten der Abschluss eines Schuljahres, heute bilden sie die Möglichkeit sich in der neu zusammen-gesetzten Gruppe, als auch das Leben und die Landschaft anderswo kennen-zulernen.In der A-Gruppe ist nur der 10. Jahrgang unterwegs – die Gruppenfahrt wird weitgehend von den Schüler*innen selbst geplant. Praktikum „Das hast du alles sauber gemacht? Da hast du fünf Euro Praktikantengeld!“, sagt ein Mann zu mir und drückt mir einen Schein in die Hand. Das war das witzigste Erlebnis meiner bisherigen Praktikums-zeit. Ich glaube, ich werde das Geld morgen in die Spendendose des Tierheims legen.“ Ein Eindruck aus Toms erstem Praktikum im 7. Schuljahr der FCS. Es ist eines von Vieren. In der M hatte er einen Boys Day absolviert und dort bei der Firma „Die Glasperle“ gearbeitet. Vorbereitet wurde das Praktikum mit einem Kurs „Bewerbungstraining“ im 1.Quartal. Für das Tierheim Darmstadt hat Tom sich telefonisch erkundigt und dann in den Herbstferien per Mail seine Bewerbungsunterlagen (Lebenslauf, Anschreiben) geschickt. Die Zusage kam prompt. „Neben den normalen Tätigkeiten (heute mussten die Außengehege von Kot und anderem Dreck gereinigt werden) konnte ich beobachten, wie die Tierfutterspenden für die Hängebauchchweine geliefert wurden. Ein Supermarkt in Gräfenhausen liefert diese immer einmal die Woche. Dabei habe ich erfahren, dass die Schweine lieber Obst essen als Pilze.“ Die Praktikantentätigkeit dauert in jedem Jahr in O und A 14 Tage und mündet in einer Praktikums-präsentation mit unterschiedlichen Schwerpunkt-stellungen. „Heute lag mein Schwerpunkt neben den sich wiederholenden Tätigkeiten des Tierpflegers (Reinigen und Füttern) auf einem sehr wichtigen Bereich: Der Vermittlung von den Tieren. Bekanntermaßen werden viele Tiere ausgesetzt, illegal ins Land gebracht oder die Besitzer_innen kommen mit den Tieren nicht zurecht.“ Für Tom ist es das genaue Abfassen des ersten Praktikumsberichts. Die Schülerinnen im 8. Jahrgang sollen den Beruf auf einem Plakat abbilden. Noch schwieriger wird es für die Schülerinnen des 9. Jahrgangs mit der Formulierung einer These: „Männliche Erzieher sind für die Geschlechtsidentifikation der Jungs in Kindergärten wichtig!“, könnte eine lauten. Diese soll dann durch Beobachtung und Interviews begründet oder widerlegt werden. „Versprochen ist versprochen – als erstes habe ich mein „Praktikantengeld“ in die Spendenbox des Tierheims gesteckt!“, Tom dokumentiert den Vorgang durch ein Bild. Das Praktikum hat ihm einen guten Einblick in den Beruf den Tierpflegers gegeben. Es ist nicht sein Traumberuf, aber er stellt sich die Frage, was Tierheime mit viel ehren-amtlicher Arbeit bewirken und findet viele Gründe, warum die Einrichtung, in der er 14 Tage verbracht hat, wichtig ist. Es ist nicht immer nur angenehm und spaßig, aber in den Abschlussgesprächen wird immer wieder der Wert der Praktika hervorgehoben. Für manche ist es der Blick auf den Traumberuf, für andere ein Abgleich mit den Bildern einer in diesem Alter oft kaum fassbaren Arbeitswelt. FCS Abschluss DIE Schüler*innen-FIRMEN Ein integrales Element im Konzept der Freien Comenius Schule sind die Schülerfirmen. Die erfolgreiche Gründung einer Schülerfirma ist bedingender Bestandteil … Aufgeschrieben – die O-Gruppen weiterlesen